Der Begriff Sympathie wurde im medizinischen Sinne bereits in der Antike verwendet. Er bedeutet "Mitfühlen" oder "Mitleiden" und bezieht sich auf das Gleichgewicht zwischen den einzelnen Organen, aber auch der Psyche. In der Volksmedizin wurde diese Lehre vereinfacht. Bei einem Ungleichgewicht äußern sich Symptome über mitleidende Organe. Der "Sympathiedoktor" soll wieder ein Gleichgewicht herstellen und damit die Ursache und nicht nur die Symptome beseitigen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz hatten die sogenannten "Bauern- oder Sympathiedoktoren" noch bis weit ins 20. Jahrhundert eine wichtige Stellung bei der medizinischen Betreuung von Mensch und Vieh in ländlichen Gebieten. Danach wurden sie fast vollständig durch die Schulmediziner abgelöst.
Der erste uns bekannte Bauer auf dem Wisdishof, welcher die "Sympathie" betrieb, war Andreas Kaltenbach (1877-1962). Er behandelte regelmäßig Menschen. Besonders gefragt war sein Wissen bei Krankheiten von Rindern und Schweinen. In dem durch Landwirtschaft geprägten Elz- und Simonswäldertal bildete das Vieh die Lebensgrundlage der meisten Einwohner. Andreas Kaltenbach kümmerte sich in vielen Stallungen der Gegend um die Tiere. Als seine "Spezialität" bei Mensch und Tier galten Hautveränderungen wie Warzen und Hautflechten. Doch auch bei entzündlichen Leiden des Viehs, wie dem "Rotlauf" oder dem "Weidroth", wurde er gerufen. Obwohl der Fortschritt der Medizin die Methoden der Sympathiedoktoren immer mehr verdrängten, wurden die Dienste auch bei seinen Nachkommen in Anspruch genommen. Tiere werden auch heute noch behandelt.
Bringen Sie ihre Kleintiere auf Sympathie ... nächste Termine (keine vorherige Anmeldung erforderlich) sind am:
Mittwoch, den 12. Februar 2025
Samstag, den 15. Februar 2025
jeweils von 16:00-18:00 Uhr
Bei Hausbesuchen für Großvieh ist die Erstattung der Reisekosten üblich.
Ein Text von Heinrich Hansjakob im Buch "Wilde Kirschen" gab die Idee für einen Kurzfilm, für den Axel Fischer (ax.fisherman) im Frühsommer 2020 auf dem Wisdishof drehte. Der von Hansjakob beschriebene Symphatiedoktor Hansjörg Kern lebte um 1850 in Haslach im Kinzigtal und ist mit dem heutigen Hofeigentümer auf dem Wisdishof verwandt. Die stimmungsvolle Musik stammt von San Liedke (sann-musik). Den Film findest du unter: Von einem Symphatiedoktor um 1850 ...
Tamara Burk (TamaBu Soulframes Portraitfotografie) war einige Male mit der Kamera dabei, wenn der "Sympathiedoktor" bei Großvieh war. Ergebnis ist eine im April 2020 veröffentlichte Fotoreportage.
Da Großvieh nicht einfach zu transportieren ist, macht der "Sympathiedoktor" mit dem Tierbesitzer bei abnehmendem Mond einen Termin. Je nach Länge der Anfahrt, wird schon früh Morgens gepackt, um später im Stall alles nötige dabeizuhaben. Während der Anfahrt macht man sich Gedanken. Auf was für einen Hof kommt man heute? Oft kennt man den Bauern nur vom Telefon. Er hat einen Tipp bekommen - will es mal ausprobieren … spannend für beide Seiten. Am Ziel angekommen werden erst einmal Papierstücke eingesteckt und die Stiefel angezogen. Oft wird man vom Hofhund oder dem Bauern erwartet. Gemeinsam geht man in den Stall, bespricht was die Tiere haben und knüpft den ersten Kontakt zum Viehbestand. Jetzt kommt der kniffligste Teil. Man braucht Haare vom Rücken des Tieres und das ist nicht immer einfach. Wenn die Tiere keine Fremden gewöhnt sind, ist es am besten, wenn sie vom Bauern bereits im "Fressgitter" fixiert wurden. Je schneller es geht, um so stressfreier für Mensch und Tier. Da muss man Geduld haben und die Ruhe bewahren. Das Vieh fühlt wenn man unter Druck kommt. Sind die Tiere auf der Weide, kann es vorkommen, dass man auch ohne die benötigten Haare nach Hause fahren muss. Hat es geklappt, wickelt man die Haare in eines der mitgebrachten Papierstücke ein. Oft gibt es noch Fragen. War's das schon? Warum braucht man Haare? Wie funktioniert das? Vieles muss offen bleiben. Wie die "Sympathie" funktioniert ist dem "Sympahtiedoktor" selbst ein Rätsel. Auf die Frage was es kostet, gibt es die immer gleiche Antwort: "Ich darf nix verlangen." Zum vereinbarten Fahrgeld kommt manchmal noch ein Trinkgeld oder die früher üblichen Naturalien. Nach dem Abschied von Mensch und Tier werden die Papierstücke mit den eingepackten Tierhaaren verstaut. Zu Hause auf dem Wisdishof wird erstmal die Dose mit den Tierhaaren genommen und man zieht sich zurück. Hinter "verschlossener Tür" benötigt man für jedes Haarbüschel noch etwas Zeit. Drei Monate später hat sich das Problem des Tieres meist erledigt. Wenn nur eine Verbesserung sichtbar ist, erfolgt eine weitere Behandlung und man fährt wieder früh Morgens los...
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